Nesselwangen
Geschichte
Die Freiwillige Feuerwehr Nesselwangen wurde 1937 gegründet.
Aber schon in den Jahren zuvor wurde der Brandschutz in der Gemeinde Nesselwangen durch eine schlagkräftige Löschmannschaft gewährleiste, die zwei Proben im Jahr abhielten.Ausgerüstet war die Löschmannschaft wie einer Hand-Saug-Druckpumpe, die durch zwei mal fünf Mann bedient wurde. Zum Inventar gehörten auch zwei Steigleitern und Reißhaken, einige C-Rollschläuche aus Hanf, sieben Messinghelme und zwei Strahlrohre.
Bereits im Jahre 1812 beim Brand im Hause Michael Breyers in Überlingen halfen 19 Nesselwanger beim Löscheinsatz mit.
In den darauf folgenden Jahren wurde die Nesselwanger Löschmannschaft bei folgenden Einsätzen erwähnt: 1835 Brand bei Regenscheit, Josef Kitt und Zimmermeister John in Überlingen. 1859 Brand der Häuser Sieber und Auer in Hödingen, 1885 Brand auf dem Schmiedebauernhof in Hödingen. Im Jahre 1887 ist der erste Brand in Nesselwangen erwähnt: Bei Landwirt Nikolaus Baiker brannte das Wohn- und Ökonomiegebäude bis auf die Grundmauer nieder. Die Firma Greter aus Freiburg bietet 1889 über ihre Vertretung Blersch in Überlingen der Gemeinde eine Feuerspritze für 1260 Reichsmark zum Kauf an. Mit einem Zuschuss aus der Landesfeuerwehrunterstützungskasse wird die Spritze gekauft.
1896 wird der Bau der gemeindeeigenen Wasserversorgung beschlossen, der Hochbehälter am Gießberg fasst 200 Kubikmeter, davon 100 Kubikmeter als Brandreserve.
Im Jahre 1901 brannte das Anwesen Maier. Bei diesem Brand konnte das Feuer auf seinen Herd beschränkt und das Wohnhaus gerettet werden. Zwei Neuerungen hatten sich hier besonders bewährt. Dies waren die Hydranten der Wasserleitung und das Telefon. 1911 erlässt die Gemeinde eine neue Feuerwehrordnung. Diese besagt unter anderem, dass derjenige einen Lohn von vier Reichsmarken bekommen soll, der bei einem Feuer als erster Pferde am Feuerspritzenwagen angespannt hat.
Am 11. Mai 1937 wurde die Freiwillige Feuerwehr Nesselwangen unter dem Vorsitz von Bürgermeister Korherr gegründet. An dieser Gründungsversammlung nahmen Landrat Dr. Maier und Löschinspektor Kohler aus Überlingen teil. Von auswärtigen Wehren waren durch Abordnungen zahlreich vertreten: Überlingen, Bonndorf, Hödingen, Owingen, Sipplingen und Billafingen. An diesem Abend traten 26 junge Leute in die Wehr ein. Zu ihrem Kommandanten wurde Gemeinderat Theodor Waibel ernannt, sein Stellvertreter wurde Schmiedemeister Anton Vögtle. Die Kameradschaft in der neugegründeten Feuerwehr entwickelte sich außerordentlich gut, da mindestens einmal im Monat geprobt wurde. Die Anfangsausrüstung der Nesselwanger Wehr bestand aus den von der Löschmannschaft übernommenen Geräten. Für die Unterbringung der Geräte stand auch ein kleines Löschhaus neben dem Haus Vögtle zur Verführung. Das Schlauchmaterial war auf einem Schlauchwagen für Handzug untergebracht. Kriegsbedingte Einsätze blieben der Nesselwanger Wehr erspart, denn das Dorf blieb von Zerstörungen verschont.
Nach dem Krieg war die Mannschaftszahl durch Bestimmungen der Besatzungsmacht erst einmal auf eine Löschmannschaft beschränkt. Diese wählten Anton Vögtle zum Kommandanten. Ihm standen in dieser Gruppe zur Seite: Alfred Waibel (stellvertretender Kommandant), Otto Waibel, Anton Waibel, Franz Engesser, Bruno Beck, Otto Jäger und Otto Bischoff. Die Jahre nach 1946 sind als eine für die Feuerwehr harte Zeit in Erinnerung, da es doch an so manchen Dingen fehlte und die alle Anschaffungen wegen Geldmangel ablehnte. Eine Ausnahme wurde erst gemacht, als die Kameraden Theodor Waibel und Anton Vögtle zum Lehrgang in die Feuerwehrschule einberufen wurden. Aus diesem Anlass wurden durch Schneidermeister Effinger aus Liggersdorf zwei Uniformen gefertigt und zwei Stahlhelme beschafft.
Erstmals nach dem Krieg kam die Nesselwanger Feuerwehr 1947 beim Kaminbrand im Hause Baiker zum Einsatz. Am 2. Juli 1950 fielen das Wohnhaus, die Scheune und die Stallung des Landwirts Karl Korherr den Flammen zum Opfer. Wie schlecht die Ausrüstung zu diesem Zeitpunkt noch war, zeigt sich daran, dass bei diesem Brand noch immer die uralte Feuerspritze aus dem Jahre 1889 im Einsatz war. Die Wehren Nesselwangen, Bonndorf und Überlingen verhinderten indes gemeinsam, dass das Feuer sich weiter ausbreiten konnte.
Dass die Gemeindeverwaltung Nesselwangen den Erfordernissen der Feuerwehr indes sehr aufgeschlossen gegenüberstand, wenn es die Haushaltsmittel erlaubten, geht daraus hervor, dass schon im Jahre 1951 eine Tragkraftspritze TS 8 Magirus und Schläuche angeschafft wurden.
1953 gab es einen Brand beim Hofgut Katzenhäusle. Im März 1954 wurden dann die Dienstanzüge für die Feuerwehr genehmigt und angeschafft. Die Luftalarmsirenengesellschaft erteilte 1969 die Erlaubnis, dass die Sirene für den Feueralarm mitbenutzt werden durfte. Nachdem das alte Feuerwehrhaus am 29. Dezember 1969 abgebrochen wurde, konnte der Feuerwehr erst im Jahre 1973 kurz vor der Eingemeindung ein neuer Geräteraum zur Verfügung gestellt werden. Am 21. September 1975 wurde das Gerätehaus, das in der Zwischenzeit mit einem Gemeinschaftsraum aufgestockt wurde, feierlich eingeweiht. Nach dem Kirchgang fand beim Gasthaus „Adler“ eine Schauübung statt.
Einen großen Einsatz hatte die Nesselwanger Wehr an Silvester 1976. Damals brannte das Wohn- und Ökonomiegebäude von Josef Schumertl ab. Bei diesem Brand fiel die gesamte Stromversorgung in Nesselwangen aus. Zum Glück konnte die Tankstelle im Dorf von Hand betrieben werden, denn während des Brandeinsatzes war ein Kamerad ausschließlich damit beschäftigt, für die TS 8/8 Magirus Kraftstoff zu besorgen.
Am 17. Juni 1977 musste der überhitzte Heustock bei Kurt Käppeler abgetragen werden. In diesem Jahr traten auch eine Anzahl junge Männer der Wehr bei. In diesem Jahr beteiligten sich gleich zwei Gruppen bei den Leistungswettkämpfen in Bronze. Im Jahre 1978 wurde der Tragkraftspritzenanhänger endlich durch ein Tragekraftspritzenfahrzeug ersetzt. 1983 half die Abteilung beim Großbrand Puren in Überlingen.
In den folgenden Jahren traten immer mehr junge Männer der Feuerwehr bei, so dass mit dem Kommandowechsel ab 1984 auch ein Generationswechsel stattfand. Bei den anstehenden Wahlen ging das Kommando von Alfred Waibel auf Wolfgang Käpperler über. Einige Altgediente Feuerwehrmänner wurden daraufhin in die Ehrenabteilung der Feuerwehr Überlingen übernommen, einige kehrten der Feuerwehr aber auch den Rücken und traten aus. In der folgenden zeit wurden im Bereich der Aus- und Weiterbildung die Aktivitäten verstärkt, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Und so wurden Funk-, Maschinisten- und Gruppenführerlehrgänge besucht.
In einem kleinen Festzelt bei der Kirche feierte die Abteilung Nesselwangen am 30. und 31. Mai 1987 „50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Nesselwangen“.
Beim Umbau des Dorfgemeinschaftshauses von 1989 bis 1991 leistete die Freiwillige Feuerwehr insgesamt 503 freiwillige Arbeitsstunden. Besonders zu erwähnen sind hier die Kameraden Edwin Bischoff und Anton Waibel.
Beim Deutschen Feuerwehrtag in Friedrichshafen 1990 waren zahlreiche Mitglieder der Abteilung an der Großkundgebung als Platzordner tätig. Während dieser Zeit waren 15 Feuerwehrleute aus Bad Ems an der Lahn in Nesselwagen zu Gast. Nach dem Feuerwehrtag erhielt die Abteilung Nesselwangen einen Mannschaftstransportwagen.
Vom 29. November bis zum 1. Dezember 1990 wurden die ersten Feuerwehrmänner als Atemschutzgeräteträger ausgebildet. Und bereits 16 Stunden nach ihrer bestandener Prüfung wurden sie beim Großbrand des „Faulen Pelz“ in Überlingen eingesetzt.
In den letzten Jahren hatte die Abteilung einige kleinere Einsätze zu bewältigen, wie einen Küchen-, Keller- und Kaminbrand. Das Beseitigen von Wespen- und Hornissennestern sowie das Retten von Katzen, das Auspumpen überfluteter Keller und Straßen gehörten ebenfalls zu ihren Aufgaben. Und immer wieder galt es, abgebrochene Bäume und Äste von der Straße zu beseitigen. Beim Sturm Lothar 1999 konnte die Abteilung besonders von den beiden Kameraden profitieren, die ein entsprechendes Lohnunternehmen betreiben. Diese beiden Kameraden kamen gleich mit zwei Forstschleppern und beseitigten die Bäume auf den Straßen mit Leichtigkeit- und ersparten den anderen Kameraden so viel Aufräumarbeiten. Oft war die Nesselwanger Wehr, wie auch die anderen Teilort-Abteilungen gefragt, um bei Großeinsätzen zu helfen. So half sie mit bei einer Suchaktion in Brachenreute, sowie bei den Bränden des „Faulen Pelz“, ebenso beim Brand der Reitvereins-Stallungen in Überlingen, beim Hochwasser an Pfingsten 1999, beim Scheunenbrand in Bonndorf und beim Großbrand des „Hotel Traube“ 2001.
Um den neuen rechtlichen Vorgaben der Einsatz-Hilfsfristen gerecht zu werden, wurde 1998 eine Alarm- und Ausrückeordnung für Überlingen eingeführt. Es wurden die Aufgaben der einzelnen Abteilungen exakt definiert. Wie in anderen Abteilungen sind auch in Nesselwangen wegen des Strukturwandels in der Landwirtschaft immer weniger Feuerwehrleute tagsüber verfügbar, weil sie auswärts arbeiten müssen. Überdies bildet die 1995 eröffnete „Bundesstraße 31 neu“ einen neuen Gefahrenschwerpunkt. Daher werden die Abteilungen Nesselwangen und Bonndorf gemeinsam alarmiert, um in der erforderlichen Zeit die notwendige Mannschaft stellen zu können. Deswegen wurde im Jahre 2000 auch ein LF-8/6 mit Hilfeleistungssatz beschafft, das in Bonndorf stationiert ist. Damit auch künftig die Einsatzverfügbarkeit rund um die Uhr gewährleistet ist, arbeiten die Abteilungen Hödingen, Bonndorf und Nesselwangen zukünftig stärker zusammen.
Im Herbst 2009 bezog die Abteilung Nesselwangen mit dem neuen Tanklöschfahrzeug und dem MTW das Provisorium im Prielweg, unmittelbar neben der Stelle wo im Jahr 1890 das erste Spritzenhaus erstellt worden war.
Nach weiteren Umbau Maßnahmen konnte im Mai 2010 bei der Fahrzeugweihe des Tanklöschfahrzeuges dieses Provisorium des ARB-West der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Am 4. Mai 2012 feierte die Abteilung Nesselwangen mit einem Festakt im Dorfgemeinschaftshaus ihr 75 Jähriges Jubiläum.Abgerundet dazu veranstaltet die Abteilung Nesselwangen am 19. Mai 2012 eine Geschicklichkeitsfahrt für Feuerwehren und am 20. Mai 2012 einen Frühschoppen am Provisorischen Feuerwehrhaus des ARB-West.
Im Mai 2015 wurde der Neubau des neuen Feuerwehrhaus des ARB-West mit einem Spatenstich gefeiert.
Dass die Weichen zu einer guten Ausbildungsbasis früh gestellt wurden, zeigt sich daran: Seit 1977 hat die Abteilung Nesselwangen zehnmal mit eigenen Gruppen erfolgreich an einem Leistungswettbewerb teilgenommen. Ein besonderes Erlebnis war für einige Kameraden die Teilnahme an einem Leistungswettbewerb in Latsch Südtirol.
Die Abteilung Nesselwangen hat zurzeit 31 Kameraden, die sich aus 1 Feuerwehrfrau und 30 Feuerwehrmänner zusammen setzt.
Kommandanten bzw. Abt-Kommandanten seit 1937 waren:
Theodor Waibel 1937-1946
Anton Vögtle 1946-1956
Gustav Fischer 1956.1964
Alfred Waibel 1964-1984
Wolfgang Käppeler 1984-2004
Michael Waibel 2004-2014
Daniel Mayer seit 2014